Franzosen im Oppenheimer Nebel: Während ihres mehrtägigen Besuchs in Weinolsheim machten die Kinder und Jugendlichen mit Betreuer Heiko Fruth (Mitte) auch einen Ausflug ins Kellerlabyrinth.

Foto: Fruth

Von Andreas Riechert
Quelle: Allgemeine Zeitung, 29.10.2014 - WEINOLSHEIM

PARTNERSCHAFT Weinolsheim will Austausch mit französischem Brochon intensivieren / Junge Leute im Dorf zu Gast

WEINOLSHEIM - Mit der Kommune Brochon im Burgund pflegt Weinolsheim seit mittlerweile über vier Jahrzehnten eine gewachsene Partnerschaft. Die Beziehungen nach Frankreich sind eng, erst 2012 wurde das 40-jährige Jubiläum groß gefeiert. Mal besuchen die Weinolsheimer Brochon, mal machen sich die Franzosen auf den Weg nach Rheinhessen. Damit das auch in Zukunft so bleibt, setzen die Gemeinde und der Freundschaftskreis Weinolsheim – Brochon verstärkt auf die Jugend. Sie soll wieder gezielter in den Austausch eingebunden werden und somit seine Zukunft sichern.

Gegenseitiges Interesse

  • ZAHLEN & FAKTEN
    Der nächste Weinolsheimer Besuch in Brochon ist im Jahr 2016 geplant,
    2015 sollen die Franzosen an Pfingsten nach Rheinhessen kommen.
    Zunächst wurde der Austausch über die Ortsgemeinde betrieben, ehe er nach dessen Gründung vom
    Freundschaftskreis Weinolsheim – Brochon übernommen wurde.

„Das gegenseitige Interesse ist schließlich schon seit Generationen da, die Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen wichtig“, betont Ortsbürgermeisterin Gabriele Wagner (CDU). Dass Brochon wie Weinolsheim eine Weinbaugemeinde von ähnlicher Größe ist und auch von der örtlichen Struktur vergleichbar sei, passe einfach. Dennoch sei es aktuell schwierig, junge Leute und Familien zu finden, die sich für den Austausch begeisterten. Zumindest auf französischer Seite. Was wohl auch daran liege, dass immer weniger junge Franzosen in der Schule Deutsch und stattdessen eher Spanisch lernen. „Gerade deshalb wollen wir wieder vermehrt die Jugend für die Partnerschaft gewinnen, neue Kontakte knüpfen und sie vertiefen“, skizziert Wagner – die selbst Französisch spricht – das Ziel.

Da passt es gut ins Bild, dass noch bis zum heutigen Mittwoch einige Kinder und Jugendliche aus Brochon in Weinolsheim weilen. Neben einem Willkommensabend, Ausflügen nach Oppenheim und Mainz, einer Gemarkungsrundfahrt, einem Schwimmbadbesuch in der „Rheinwelle“ in Gau-Algesheim und weiterem Besichtigungsprogramm stand in den vergangenen Tagen natürlich auch Zeit mit den Gastfamilien auf der Agenda, bei denen die Franzosen untergebracht sind. Der Jugendaustausch, der vor fünf Jahren wiederbelebt wurde, soll weiter intensiviert werden. Um die historischen Bande zwischen Weinolsheim und Frankreich zu pflegen.

Maßgeblich dazu bei trägt der Brochon-Verein unter Vorsitz von Heiko Fruth. Er hat die jungen Gäste aus dem Burgund vergangene Woche kurz hinter der deutschen Grenze abgeholt. Nachdem sie auf ihrer Anreise bis Metz in Lothringen noch von ihren Eltern auf französischer Seite begleitet worden waren. „Der ganze Austausch ist über den Brochon-Verein auf eine andere Basis gestellt worden, die am Austausch beteiligten Familien sind in den Verein eingetreten“, schildert Gabriele Wagner. Die Gemeinde versuche seit Sommer, auch den Bürgermeister von Brochon in Sachen Austausch stärker mit ins Boot zu holen. Heiko Fruth verweist darauf, dass die 1972 geschlossene Partnerschaft zwischen beiden Kommunen insofern eine Besonderheit darstelle, als dass es hier im Gegensatz zu vielen anderen Orten noch jährliche Austausche gebe. „Wir treffen uns immer im Wechsel. Ein Jahr fahren wir hin, ein Jahr kommen die Franzosen zu uns“, berichtet Fruth. Einen Jugendaustausch habe es von Anfang an gegeben, ursprünglich sei er von der Gemeinde organisiert worden. „1994 hat sich dann der Partnerschaftsverein Weinolsheim – Brochon gegründet, der das Ganze mit einer gewissen Konstanz begleiten soll“, sagt Fruth. Dass sich seit vielen Jahren Familien gefunden haben, die sich regelmäßig treffen, macht ihn stolz.

Und dennoch weiß auch der Vorsitzende des Brochon-Vereins, dass der Jugendaustausch in den vergangenen Jahren „ein bisschen zurückgegangen ist.“ Es habe kaum noch interessierte Franzosen zwischen zwölf und 15 Jahren gegeben. „Ich bin mit dieser Partnerschaft über meine Eltern und Großeltern groß geworden. Deshalb möchte ich, dass sie weiter Bestand hat und auch in Zukunft möglichst viele Jugendliche mitmachen“, umreißt Heiko Fruth sein Ansinnen.

Zumal sich über den Jugendaustausch auch schon neue Familien gefunden hätten, die Gäste aufnehmen. „Deshalb müssen wir am Ball bleiben! Und das werden wir auch“, verspricht Fruth. Alle Freunde des deutsch-französischen Dialogs dürften diese Sätze nur allzu gerne hören.